AUSZEIT DURCH TANZEN

Die staatlich diplomierte Tanzpädagogin, Tänzerin und Choreographin Suni Löschner hat bei der Autistenhilfe ein besonderes Angebot ins Leben gerufen: Mit ihren Tanzstunden eröffnet sie einen besonderen Zugang zu betroffenen Kindern und Erwachsenen. Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer*innen bestätigen sie in ihrem Ansatz.

Wenn freitags im Tanz*Hotel im Zweiten Bezirk in Wien Suni Löschner zur rhythmischen Bewegung einlädt, sind die Teilnehmer*innen ihrer Tanzgruppen wie verändert: „Dabei geht es mir nicht darum, dass diverse Gesellschaftstänze korrekt erlernt werden, es geht um die Bewegung an sich, das Herauskommen aus sich selbst, das Menschen mit ASS guttut!“ Die Musikrichtung ist dabei bunt gemischt, erlaubt ist, was der Gruppe gefällt: „Wir bewegen uns zu Pop und Rock ebenso wie zu Balkan-Sounds oder klassischen Stücken.“

Bewegung als Ausdruck

Im Vordergrund ihrer Tanzstunden steht daher der Spaß sich zu bewegen: „Der eigene Körper, die Freude am Rhythmus, das ist für mich am wichtigsten. Mit Anleitung und Inspiration motiviere ich die Gruppe dazu mitzumachen und das funktioniert erstaunlich gut!“ Um anfangs das Eis zu brechen, beginnt Löschner mit Übungen wie Wippen, Strecken und Lockern: „Wichtig ist, dass wirklich jede*r mitmachen kann und alle in Bewegung kommen. Deshalb machen wir viel im Kreis, weil die Bewegung der Anderen auch den eigenen Bewegungsdrang stimuliert.“ Dass jemand komplett verweigert, ist ganz selten. Mehr noch, die Tanzpädagogin beobachtet, dass sich die Kommunikation durchs gemeinsame Tanzen positiv verändert.

Tanzen schafft Vertrauen

Die Bewegung eröffnet ungewohnte Ausdruckswelten. „Es entsteht eine vertraute Atmosphäre, in der sich jeder ausdrücken kann, wie er möchte. Was ich regelmäßig beobachte, ist auch das Bedürfnis sich anzunähern.“ Gerade bei jungen Erwachsenen beschließt sie daher die Stunde mit einer freiwilligen Massage: „Das wirkt auf die meisten sehr entspannend, gerade bei Neuen erfolgt die Berührung aber oft nicht direkt, sondern mit einem Tennisball.“

Im Hier und Jetzt wohlfühlen

Für Suni Löschner ist das die schönste Wirkung ihrer Arbeit. Und diese kann sie teilweise über viele Jahre an ihren sehr konstanten Gruppen beobachten: „Es sind ja Menschen mit unterschiedlichen Ausprägungen von ASS dabei. Aber ganz allgemein beobachte ich, dass die Teilnehmer*innen lockerer werden, sich entspannen, sogar die Stimmlage verändert sich.“ Sie nennt noch ein anderes Beispiel für den positiven Einfluss des Tanzens auf das allgemeine Verhalten: „Es gab mal einen sehr lauten und aggressiven Teilnehmer. Heute agiert er viel rücksichtsvoller und seine Stimmlage ist viel leiser. Aber das war ein jahrelanger Prozess.“

Wie alles begann

„Begonnen habe ich mit diesen besonderen Tanzstunden im Verein OK, wo ich vor allem mit Menschen mit Downsyndrom gearbeitet habe. Durch die positiven Erfahrungen wurde ich neugierig, ob sich das auch auf ASS-Betroffene übertragen lässt?“ Die Bestätigung fand Suni Löschner vor etwa zehn Jahren mit ihrer ersten, kleinen Tanzgruppe in der Autistenhilfe (damals noch in der Esslinggasse). Bis heute behält sie das Konzept überschaubarer Gruppen bei: „Maximal zehn Teilnehmer*innen garantiert, dass ich mich jedem Einzelnen gut widmen kann.“

Für Kinder und (junge) Erwachsene

Ihre Tanzstunden unterteilt Suni Löschner in zwei Gruppen: Kinder von 6 bis 15 Jahren und ältere bis etwa 50. „Wenn eine Gruppe einmal steht, ist sie sehr konstant, die Teilnehmer*innen kommen immer wieder, das Tanzen wird zu einer wichtigen, stabilen Komponente im Leben.“ Ein Einstieg bzw. Hineinschnuppern in das Erlebnis der rhythmischen Bewegung ist dabei jederzeit möglich!

Hier geht es zum Tanzen für Kinder und Jugendliche (8 bis 15 Jahre)

Hier geht’s zum Tanzangebot ab 16 Jahren

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