Lehrgang zur Förderung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung nach dem TEACCH Ansatz

Menschen mit Autismus haben – ganz unabhängig von ihren jeweiligen intellektuellen Fähigkeiten – grundlegende Schwierigkeiten in den Bereichen des sozialen Verhaltens und der Kommunikation. Ihre Verhaltensweisen sind für andere Personen in ihrer Umgebung oft nur schwer nachvollziehbar.

Der TEACCH Ansatz (international anerkanntes und erfolgreiches Konzept, USA) wurde bereits Ende der 60er Jahre von Dr. Eric Schopler entwickelt. Als oberstes Ziel der Förderung und Begleitung gilt, die Person hinsichtlich ihrer Selbständigkeit und Lebensqualität bestmöglich zu unterstützen. Das TEACCH Programm zählt zu den wenigen autismusspezifischen Methoden, ist eines der erfolgreichsten Förderprogramme für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) weltweit und gilt auch in der Begleitung von Menschen, die in ähnlicher Weise kommunikationsbeeinträchtigt sind, als besonders effektiv. Im Lehrgang werden umfassend die theoretischen Konzepte, Inhalte und Methoden des Ansatzes erarbeitet, diagnostische Instrumente vorgestellt und in der praktischen Anwendung geübt.

Zielsetzungen des Lehrgangs

  • Erwerb von theoretischen und praktischen Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
  • Sensibilisierung der TeilnehmerInnen für die Bedürfnisse und Alltagsschwierigkeiten von Menschen mit Autismus bzw. mit kognitiver Beeinträchtigung
  • Kennenlernen der Arbeitsschwerpunkte, Zielsetzungen und Methodik des TEACCH Programmes sowie des zugrundeliegenden Menschenbildes
  • Entwicklung von Fachkompetenz, was die Durchführung der formellen/informellen Förderdiagnostik, Förderplanerstellung und die konkrete Förderung nach dem TEACCH Ansatz betrifft
  • Sicherheit erlangen, was den Umgang/mögliche Interventionen und die präventive Arbeit anbelangt

Inhalte

Modul 1: Autismus-Spektrum-Störungen/ASS

Vermittlung von Grundkenntnissen über ASS, „Besonderheiten“ erkennen und verstehen lernen, Sensibilisierung der TeilnehmerInnen für die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus und deren Auswirkungen auf den Alltag und die pädagogisch/therapeutische Förderarbeit.

Modul 2: Der „TEACCH“ Ansatz

Einblicke in die Entstehungsgeschichte des TEACCH-Programmes und des dahinterliegenden Menschenbildes, Wissensvermittlung hinsichtlich Grundlagen, Zielsetzungen und Methodik („structured teaching“), Vorstellung von diversen Strukturierungs- und Visualisierungshilfen (ausprobieren, weiterentwickeln und für die eigene praktische Arbeit nutzbar machen).

Modul 3: Informelle Förderdiagnostik

Im Rahmen der informellen Förderdiagnostik, welche sich an den individuellen Stärken bzw. Fähigkeiten der jeweiligen Person orientiert, werden die TeilnehmerInnen hinsichtlich Aufgabenanalyse, Assessment und der gezielten Einzelförderung angeleitet. Anschließend erhalten die TeilnehmerInnen im Rahmen des Moduls die Möglichkeit, erste förderdiagnostische Schritte zu planen: Erhebung förderdiagnostischer Informationen, Entwicklung konkreter Förderaufgaben und Live-Arbeit mit den KlientInnen.

Modul 4: Kommunikation: Diagnostik und Förderung

Hilfen zur Diagnostik kommunikativer Kompetenzen und Interventionsplanung für Menschen, die nicht oder nur wenig sprechen. Der TEACCH Ansatz bietet hierfür ein eigenes Instrument: Das TEACCH Communication Curriculum (Anleitung zur gezielten Förderung spontaner Kommunikation) für die individuelle Diagnostik und Förderplanung sowie eine Reihe von konkreten Anregungen zur Förderung.

Modul 5: Formelle Förderdiagnostik

Einführung in die drei diagnostischen Verfahren, welche im Rahmen des TEACCH-Programms entwickelt wurden:

  • CARS (Autismus-Schätzskala)
  • PEP-R/PEP-3 (Entwicklungs- und Verhaltensprofil für Kinder)
  • AAPEP (Entwicklungs- und Verhaltensprofil für Jugendliche und Erwachsene)

Die TeilnehmerInnen lernen die Skalen und Aufgabenstellungen sowie das verwendete Testmaterial kennen und können sich mit deren Anwendung vertraut machen.

Modul 6: Reflexionstage

Die TeilnehmerInnen erhalten während der beiden Reflexionstage die Möglichkeit von ersten Erfahrungen aus der praktischen Arbeit zu berichten, über Erlerntes zu reflektieren und „offene Punkte“ bzw. Fragen, die sich aus der praktischen Arbeit ergeben haben, zu klären.

Modul 7: Sozialkompetenz

Sensibilisierung der TeilnehmerInnen auf Anforderungen, welche soziale Situationen an Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung bzw. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen stellen. Schärfung des Blickwinkels für die Gestaltung förderlicher und weniger förderlicher sozialer Situationen. Erhebung bzw. Erfassung vorhandender sozialer Kompetenzen mittels des „social skills assessment“. Anwendung gewonnener Informationen für die Förderung der Sozialkompetenz. Kennenlernen diverser Ansätze/Konzepte zur sozialen Förderung (z.B. SOKO Gruppe, Social Stories, Comic Strips).

Modul 8: Umgang mit herausforderndem Verhalten

Allgemeines Ziel dieses Moduls ist es, dass die TeilnehmerInnen ein besseres Verständnis für herausforderndes Verhalten und dessen Entstehungszusammenhänge entwickeln, sowie mögliche Strategien (Verhaltensanalyse etc.) unter anderem für die präventive Arbeit (z.B. Anpassung der Situation, Aufbau alternativer Verhaltensweisen) und den Akutfall (Krisenmanagement) kennenlernen.

Methoden

Vortrag, Diskussion, Groß- und Kleingruppenarbeiten, Partnerübungen, aktive Auseinandersetzung mit diversen Materialien, Fallbesprechungen, Videobeispiele, Live-Arbeit. Transfer in den Arbeitsalltag in Form von Arbeitsaufträgen, die es jeweils zwischen den einzelnen Modulen zu erarbeiten gilt (KlientInnenbezogen, teilweise mit Videodokumentation).

KlientInnenbezogene Arbeitsaufträge

Die LehrgangsteilnehmerInnen erhalten jeweils zwischen den einzelnen Modulen klientInnenbezogene Arbeitsaufträge. Dabei weisen wir die TeilnehmerInnen darauf hin, sich rechtzeitig um eine/einen KlientIn zu kümmern, die/den sie im Rahmen des Lehrganges betreuen können. Optimalerweise handelt es sich dabei um eine/n KlientIn/en mit einer ASS (Verdachts-)Diagnose oder ähnlichen kommunikativen Schwierigkeiten (Ausschlusskriterium: Verwandtschaftsverhältnis zu einer/em KlientIn/en).

Zielgruppe

(Fach-)Personen (PädagogInnen, SozialbetreuerInnen, TherapeutInnen, u.a. Personen in sozial-/pädagogischen/therapeutischen Einrichtungen), die Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung begleiten.

TeilnehmerInnenanzahl: max. 18 Personen

Termine

Modul 1: Fr – Sa, 11. – 12. Oktober 2019, Puchberg

Modul 2: Do – Sa, 12. – 14. Dezember 2019, Puchberg

Modul 3: Do – Sa, 27. – 29. Februar 2020, Autistenhilfe Wien

Modul 4: Do – Sa, 2. – 4. April 2020, Autistenhilfe Wien

Modul 5: Mi – Fr, 3. – 5. Juni 2020, Autistenhilfe Wien

Modul 6: Fr – Sa, 18. – 19. September 2020, Autistenhilfe Wien

Modul 7: Fr – Sa, 6. – 7. November 2020, Puchberg

Modul 8: Fr – Sa, 22. – 23. Jänner 2021, Puchberg

Dauer: 19,5 Tage (2019 – 2021)

Kosten: Euro 3.050,- + 20% MwSt. für Externe und PrivatzahlerInnen

Exklusive Aufenthalt und Verpflegung; Nächtigungswunsch bitte bei Anmeldung bekanntgeben.

Seminarzeiten: 1. Tag von 10 – 18 Uhr

  1. und 3. Tag von 9 – 17 Uhr

Abweichung Modul 3:     2. Tag: 9:00 – 18:00 Uhr, 3. Tag: 9:00 – 13:00 Uhr

Abweichung Modul 5:     1. Tag: 10:00 – 18:00 Uhr, 3. Tag: 9 – 16 Uhr

Abweichung Modul 6:     1. Tag: 9 – 18 Uhr, 2. Tag: 9 – 17 Uhr

Veranstaltungsorte

Bildungshaus Schloss Puchberg
4600 Wels, Puchberg 1
+43 7242 47537

www.schlosspuchberg.at/

Dachverband Österreichische Autistenhilfe
1030 Wien, Dampfschiffstr. 4
+43 (1) 533 96 66 – 0

www.autistenhilfe.at

Anmeldung
Caritas Erwachsenenbildung
Tel.: 0732 / 7610 – 2061
E-Mail: erwachsenenbildung@caritas-linz.at

Anmeldeschluss: 12. April  2019

Teilnahmebedingungen und Datenschutz

Wir bitten Sie um Kenntnisnahme unserer Teilnahmebedingungen und unserer Datenschutzerklärung. Sie finden diese auf der Homepage der Caritas OÖ: https://www.caritas-linz.at/jobs-bildung/weiterbildung

Kontakt
Für nähere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Martina Binder-Radinger MSc.
Tel.: 0732 / 7610 – 2064
E-Mail: erwachsenenbildung@caritas-linz.at

ReferentInnen

Mag.a Patricia Weibold (Lehrgangsleitung)

Dipl. Pädagogin/Sonder-Heilpädagogin mit langjähriger Erfahrung im Bereich Autismus-Spektrum, Ausbildung zum Systemischen Coach (ESBA, Wien), zertifizierter Weiterbildungslehrgang: Förderung und Begleitung nach dem TEACCH Ansatz (bei Dr.in Anne Häußler, D)

Langjährige Mitarbeiterin des Dachverbands Österreichische Autistenhilfe in Wien (Einzel- und Gruppenförderung nach dem TEACCH Ansatz, Elternberatung, Fachsupervision), Leitung des Entlastungsdienstes und des MIB Projektes (Mobile Intensivbegleitung für Familien mit autistischen Kindern/Jugendlichen, Dachverband Österreichische Autistenhilfe Wien), Leitung: Weiterbildungslehrgang ASS/TEACCH (Wien, Oberösterreich, Vorarlberg, Salzburg, Sankt Gallen)

Supervision und Fortbildungen für Fachleute sowie für Eltern von Kindern/Jugendlichen mit ASS und internationale ReferentInnentätigkeit

Dr.in Anne Häußler

Dipl. Pädagogin, Diplompsychologin (USA), 25 Jahre Erfahrung mit dem TEACCH Ansatz, 2-jährige Ausbildung in einem TEACCH-Zentrum in North Carolina,
Studium der Psychologie mit Promotion an der Universität von North Carolina in Chapel Hill in Zusammenarbeit mit dem TEACCH Programm, Therapeutin in
einem Autismus-Zentrum in Deutschland (2,5 Jahre), danach selbständige
Tätigkeit, Aufbau und Leitung der nach dem TEACCH Ansatz arbeitenden
Therapie- und Beratungsstelle von Team Autismus, internationale
Referentinnentätigkeit zu den Themen Autismus und TEACCH, Veröffentlichung
zahlreicher Fachartikel und Bücher

Mag.a Sonja Metzler

Klinik- und Gesundheitspsychologin mit langjähriger klinischer Erfahrung im Bereich Autismus-Spektrum. Leitung des Kompetenz-, Diagnostik- und Therapiezentrums des Dachverbands Österreichische Autistenhilfe in Wien.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin einer Arbeitsgruppe für Autismus – Früherkennung in St. Gallen/ Schweiz u.a. im Rahmen der laufenden Dissertation. Projektleitung des binationalen EU-Projekts „ACE“ (Autism Competence Exchange)/ Programm zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Slowakei – Österreich 2007–2013.

Supervision und Fortbildungen für Fachleute sowie für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit ASS und internationale ReferentInnentätigkeit

Sarah Laatsch MA

Pädagogin mit Schwerpunkt Heilpädagogik (BA), Bildungswissenschaft (MA). Diverse Fortbildungen zum Thema Autismus, zertifizierter Weiterbildungslehrgang: Förderung und Begleitung nach dem TEACCH Ansatz (bei Dr.in Anne Häußler, D), Weiterbildungslehrgang: Integrative Reit- und Voltigierpädagogik (Wien), langjährige praktische Erfahrung mit Menschen mit ASS und deren Familien (Schul- und Freizeitassistenz, Einzel- und Gruppenförderung, Elternberatung etc.)

Seit 2015 Therapeutin im Autismus Therapie Zentrum (Köln). Fortbildungen für Fachleute und internationale ReferentInnentätigkeit

Mag.a Florentine Schalkhammer

Klinik- und Gesundheitspsychologin, Legasthenietherapeutin des ÖBVL, zertifizierter Weiterbildungslehrgang nach dem TEACCH Ansatz (bei Mag.a Patricia Weibold, Wien), Mitarbeiterin des Dachverbands Österreichische Autistenhilfe in Wien (Psychologische Diagnostik, Einzel- und Gruppenförderung nach dem TEACCH Ansatz, Elternberatung), Supervisorische Tätigkeit im Rahmen des MIB-Projektes (Mobile Intensivbegleitung  für Familien mit autistischen Kindern/Jugendlichen), Fortbildungen für Fachleute und ReferentInnentätigkeit

Mag.a Simone Götting

Klinik- und Gesundheitspsychologin, zertifizierter Weiterbildungslehrgang nach dem TEACCH-Ansatz (bei Frau Mag.a Patricia Weibold), PECS Level 1 und Level 2 Kurs sowie diverse weitere Workshops und Seminare zum Thema Autismus-Spektrum, Mitarbeiterin der Österreichischen Autistenhilfe Wien (Klinisch-psychologische Diagnostik sowie Beratung und Förderung nach dem TEACCH-Ansatz, Leitung der Familienberatungsstelle, SOKO-Gruppe, PECS, Mitarbeiterin im Projekt Mobile Intensivbegleitung), Referentinnentätigkeit

 

4 comments:

  1. Guten Tag, ich bin Mutter eines 9 jährigen Jungen mit frühkindlichem Autismus. Leider hab ich diesen Lehrgang zu spät entdeckt. Ich hab den PECS Level 1 und 2 Kurs bei Sybille Bajorat gemacht und seit dem ist es immer wieder im Hinterkopf mit auch beruflich mit dem Thema zu beschäftigen. Meine Grundausbildung ist jedoch in der Pflege. Ich habe „nur“ das Allgemeine Diplom für Gesundheits- und Krankenpflege. Bei den Kursen steht meist dass man eine pädagogische Grundausbildung benötigt. Stimmt das oder gibt es für mich auch andere Möglichkeiten?

    Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen. Lg Heigl Christine

  2. Sehr geehrtes Team, wie endet der Lehrgang? Ist eine schriftliche und praktische Prüfung (Arbeit) vorgesehen? Gibt es ein Zeugnis oder Bestätigung nach erfolgreichem Abschluß?
    Würde diesen Lehrgang (nächstes Jahr) gerne besuchen. Leider finde ich disbezüglich keine Infos dazu.
    MfG
    Birgit Neumayr

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